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Feuer-Angst E-Auto? Warum das Auto in Deiner Garage das wahre Risiko ist

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Hand aufs Herz: Hast Du auch dieses mulmige Gefühl bei Elektroautos? Man sieht die Bilder in den Nachrichten: ein brennender Tesla, den die Feuerwehr scheinbar nicht löschen kann. Man hört Geschichten von Akkus, die sich in Tiefgaragen entzünden.

Diese Bilder sind stark. Und sie wirken.

In Deutschland glaubt fast die Hälfte aller Menschen (49 Prozent), dass E-Autos häufiger brennen als Benziner oder Diesel. Diese Angst ist einer der Hauptgründe, warum viele beim Kauf zögern. Was aber, wenn ich Dir sage, dass diese Angst auf einer kompletten Fehleinschätzung beruht? Was, wenn das Auto, das Du höchstwahrscheinlich gerade fährst, ein vielfach höheres Risiko darstellt – und zwar nicht nur, dass es brennt, sondern wie es brennt? Um zu verstehen, warum ein E-Auto (und insbesondere ein modernes wie ein Tesla) so viel sicherer ist, müssen wir uns zuerst das ansehen, was wir seit 100 Jahren als „normal“ akzeptiert haben.

Das 3-Sekunden-Inferno: Was bei einem Verbrenner-Crash wirklich passiert

Stell Dir einen schweren Unfall in einem normalen Benziner vor. Nacht, Autobahn. Du prallst auf ein Hindernis.

Was jetzt passiert, hat nichts mit den kontrollierten Feuern zu tun, die Du aus Filmen kennst. Es ist pure, brutale Physik.

Sekunde 0: Der Aufprall. Die Knautschzone verformt sich. Aber hinter dem Kühler sitzt ein hunderte Kilo schwerer, massiver Block aus Gusseisen und Stahl: der Motor. Durch die Trägheit wird dieser Block nach hinten in die Karosserie gerammt.

Sekunde 1: Das Leck. Der Motorblock reißt alles mit sich. Er ist ein Rammbock. Er durchtrennt Gummischläuche und dünne Plastikleitungen, die wie Arterien durch den Motorraum verlaufen. In diesen Leitungen: Dutzende Liter hochflüchtiges, brennbares Benzin, Motoröl, Getriebeöl. Das Benzin spritzt nicht nur, es verdampft durch die Hitze und den Druck sofort zu einer hochexplosiven Gas-Wolke.

Sekunde 2: Die Zündung. Diese Wolke braucht nur einen Funken. Und den bekommt sie garantiert. Entweder durch den 800°C heißen Katalysator oder den glühenden Turbolader. Oder durch einen simplen Funken, der entsteht, wenn Metall auf Metall reißt.

Sekunde 3: Der „Flashover“. Es gibt ein dumpfes „WUMPH“. Das ist kein langsames Feuer. Es ist eine Verpuffung. Eine Feuerwalze, die den gesamten Motorraum und den Unterboden augenblicklich in Flammen setzt. Man nennt dies einen „Flashover“.

Die tödliche Realität für die Insassen

Für Dich als Insasse ist dieses Szenario der absolute Albtraum. Wenn Du durch den Aufprall verletzt, desorientiert oder – schlimmer noch – eingeklemmt bist, hast Du keine Minuten. Du hast buchstäblich Sekunden, bevor das Feuer sich durch die Lüftungsschlitze und die geschmolzene Spritzwand in die Kabine frisst. Noch schneller als die Flammen ist der Rauch. Der brennende Kunststoff der Armaturen, der Sitze und der Dämmung erzeugt einen dichten, pechschwarzen und hochgiftigen Rauch, der Blausäure und Kohlenmonoxid enthält.

Das ist die Gefahr eines Verbrenners: Nicht ob er brennt, sondern die explosionsartige Geschwindigkeit, mit der ein Brand lebensgefährlich wird.

Der Kontrast: Der „langsame“ Brand im E-Auto

Und jetzt das gleiche Szenario in einem modernen E-Auto, wie einem Tesla Model 3.

Sekunde 0: Der Aufprall. Das Auto erkennt den Crash. Noch bevor Du blinzeln kannst, zünden pyrotechnische Ladungen. Diese trennen die riesige Hochvolt-Batterie sofort und physisch vom Rest des Autos. Das System ist augenblicklich tot. Es gibt keinen 800-Grad-Motorblock, der nach hinten geschoben wird. Es gibt keine Leitungen mit brennbaren Flüssigkeiten im vorderen Crash-Bereich.

Die Panzerung im Boden. Die Batterie ist kein Tank. Sie ist eine massive, gepanzerte „Skateboard“-Struktur, die den gesamten Fahrzeugboden bildet und die Fahrgastzelle sogar versteift. Crashtests (z.B. von der DEKRA) beweisen: Selbst bei schwersten Unfällen und massiver Verformung des Autos bleibt diese Batterie-Festung meist intakt.

Der „Worst Case“: Was, wenn die Batterie doch bricht? Nehmen wir an, das Unmögliche passiert: Ein spitzer Stahlträger durchbohrt diese Panzerung von unten und beschädigt eine Zelle. Was passiert jetzt?

Keine Explosion. Kein „Flashover“.

Stattdessen beginnt eine chemische Kettenreaktion, ein „Thermal Runaway„. Das musst Du Dir so vorstellen:

  • Eine einzige beschädigte Akkuzelle in dem riesigen Paket überhitzt.
  • Diese Hitze „kocht“ langsam die Zelle direkt daneben.
  • Diese steckt nach einer Weile die nächste an.
  • Es ist ein langsamer Prozess, der sich von Zelle zu Zelle durchfrisst.
  • Es zischt, es raucht, und irgendwann können auch Flammen austreten.

Warum das für Dich ein Segen ist: Für die Feuerwehr ist dieser „Thermal Runaway“ ein Albtraum. Sie kann die chemische Reaktion nicht „löschen“ (sie braucht keinen Sauerstoff von außen), sie kann sie nur kühlen. Deshalb brauchen sie Unmengen an Wasser, oft über Stunden, und stellen das Auto danach in einen Quarantäne-Container, weil die Reaktion tief im Inneren weitergehen kann.

Aber für Dich als Insasse ist dieser langsame Prozess ein Segen. Er gibt Dir statt Sekunden wertvolle Minuten Zeit, um das Fahrzeug zu verlassen. Die Sicherheitsarchitektur von Tesla ist sogar darauf ausgelegt, die Hitze gezielt vom Innenraum wegzuleiten. Es gibt im E-Auto einfach nicht diese explosionsartige Ausbreitung von lebensgefährlichem Feuer.

Die brutale Wahrheit in Zahlen

Das dramatische Szenario wird von der Statistik untermauert. Forscher haben die Brandhäufigkeit pro 100.000 verkaufter Fahrzeuge analysiert (basierend auf Daten von US-Behörden wie dem NTSB).

Das Ergebnis ist eindeutig:

  • Elektroautos (BEV): 25 Brände
  • Verbrenner (ICEV): 1.530 Brände
  • Hybrid-Autos (HEV): 3.475 Brände

Du liest richtig. Das Risiko, dass Dein Verbrenner brennt, ist 61-mal höher als bei einem E-Auto.

Und schau Dir die Hybride an! Sie sind die absoluten Spitzenreiter der Brandgefahr. Sie kombinieren die (kleine) Batterie mit dem vollen Risiko des Verbrenner-Systems. Das ist der stärkste Beweis dafür, dass nicht die Batterie, sondern der Verbrenner-Teil des Antriebs das dominante Brandrisiko ist.

Sterben durch Feuer: Was die Todesfall-Statistik sagt

Noch wichtiger ist aber die Frage: Wie viele Menschen sterben in einem Feuer nach einem Unfall?

Eine Analyse der offiziellen US-Crash-Datenbank für tödliche Unfälle (NHTSA FARS) hat untersucht, wie oft bei einem tödlichen Unfall auch Feuer im Spiel war:

  • Bei Verbrennern war in 4,4 % aller tödlichen Unfälle ein Feuer beteiligt.
  • Bei E-Autos lag die Zahl in dieser Studie bei 0 % (Null!).

Die Wahrscheinlichkeit, in einem tödlichen Unfall zusätzlich in einem Feuer zu sterben, ist im Verbrenner eine statistisch reale Gefahr. Im E-Auto ist sie verschwindend gering.

Die (noch) sicherere Zukunft: Warum LFP-Akkus alles ändern

Und jetzt kommt der beste Teil: Diese Statistiken, die E-Autos bereits als extrem sicher ausweisen, sind eigentlich schon veraltet. Sie basieren oft auf Autos mit NMC-Akkus (Nickel-Mangan-Kobalt). Das ist eine leistungsstarke, aber thermisch empfindlichere Chemie, die Tesla heute nur noch in den teuren Performance- oder Long-Range-Modellen einbaut.

Der neue Standard, der sich rasant durchsetzt, heißt LFP (Lithium-Eisenphosphat). Diese Akkus haben kein teures Kobalt oder Nickel mehr und sind vor allem eines: extrem brandsicher. Der Hersteller BYD ist damit berühmt geworden. Ihre „Blade Battery“ (ein LFP-Akku) hat den sogenannten „Nagel-Test“ bestanden: Man rammt einen Nagel direkt durch die Zelle, um einen internen Kurzschluss zu provozieren. Das Ergebnis bei der LFP-Zelle: kein Feuer, kein Rauch, nichts.

Und jetzt rate mal, welche Akkus Tesla seit einiger Zeit in alle seine Volumenmodelle – also das Model 3 Standard Range und Model Y Standard Range – einbaut?

Genau. Die super-sicheren LFP-Akkus, unter anderem von BYD und CATL. Das bedeutet: Die E-Autos, die Du heute kaufst, sind noch einmal deutlich sicherer als die E-Autos, die in den (ohnehin schon hervorragenden) Brandstatistiken erfasst wurden.

Mythen-Check: Das brennende Schiff & die Kia-Panik

„Aber ich sehe doch ständig brennende E-Autos in den Medien!“ Ja, und das ist Teil des Problems.

Mythos 1: Der Frachter ‚Fremantle Highway‘ Du erinnerst Dich an die Schlagzeilen im Sommer 2023: Ein riesiger Auto-Frachter brennt. An Bord: 498 E-Autos. Sofort hieß es in fast allen Medien: „Brandursache war vermutlich ein E-Auto“.

Die Realität, die Wochen später leise vermeldet wurde: Die 498 E-Autos waren auf den untersten Decks und wurden „in gutem Zustand“ und unversehrt geborgen. Der Brandherd wurde auf Deck 8 lokalisiert – weit weg von den E-Autos. Der Welt-Dachverband der Seeversicherer stellte klar: Bis heute wurde kein einziger Schiffsbrand nachweislich durch ein fabrikneues E-Auto verursacht. Die Anschuldigung war global. Die Richtigstellung war eine Randnotiz.

Mythos 2: „Aber Kia und Hyundai brennen doch ständig!“ Du hast recht, man liest ständig von Rückrufen wegen Brandgefahr bei Kia und Hyundai. Schauen wir uns die Beschwerde-Daten der US-Sicherheitsbehörde NHTSA an:

  • Tesla: 46 Brand-Beschwerden
  • Hyundai: 534 Brand-Beschwerden
  • Kia: 702 Brand-Beschwerden

Der Haken? Diese exorbitant hohen Zahlen bei Kia und Hyundai beziehen sich fast ausschließlich auf massive Rückrufe ihrer Verbrenner und Hybride. Dort konnte Bremsflüssigkeit auf heiße Elektronikteile tropfen oder Motoren fingen Feuer.

Es ist die Ironie der Geschichte: Die Marken, die am meisten mit „Feuer“ in den Schlagzeilen sind, sind der beste Beweis dafür, dass die alte Verbrenner-Technik das Kernproblem ist.

Mein Fazit: Zeit, die Angst auszutauschen

Die Angst vor E-Auto-Bränden ist verständlich, denn sie wird durch spektakuläre (aber seltene) Bilder genährt. Aber die Faktenlage ist erdrückend:

  • Das 3-Sekunden-Inferno: Die unmittelbare Lebensgefahr durch einen „Flashover“ bei einem Unfall ist im Verbrenner dramatisch höher. Du hast nur Sekunden zur Flucht.
  • Die langsame Reaktion: Ein E-Auto-Brand ist ein „Thermal Runaway“. Er ist ein Problem für die Feuerwehr beim Löschen, aber ein Segen für Deine Rettung, weil er Dir Minuten gibt.
  • Die Statistik: Verbrenner brennen 61-mal häufiger als E-Autos. (Nennt man sie deshalb „Verbrenner“?)
  • Die neue Technik: Moderne LFP-Akkus (wie in den meisten Teslas oder BYDs) sind chemisch so stabil, dass sie das Brandrisiko auf ein absolutes Minimum senken.

Wenn Du also das nächste Mal ein E-Auto siehst und an Feuer denkst, solltest Du vielleicht einen kurzen Blick auf Deinen eigenen Benziner oder Diesel werfen. Rein statistisch und physikalisch gesehen, steht das gefährlichere Auto genau dort.

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